Für den Immenstädter Kreuzweg ist eine gute Kondition erforderlich

Hoch über der Stadt

IMMENSTADT – Das Residenzstädtchen Immenstadt, nahe dem Großen Albsee zwischen Sonthofen und Oberstaufen gelegen, bildet mit seinen Hausbergen Mittag und Immenstädter Horn das Tor zum „Naturpark Nagelfluhkette“ im Allgäu. Die vielfältigen Schätze der Natur, mit denen die Landschaft übersät ist, haben die Bewohner um eine kaum überschaubare Zahl an Kirchen und Kapellen, an Wegkreuzen und Bildsäulen ergänzt. 

Eine schöne Idee war es auch, knapp vier Dutzend dieser Baudenkmäler in dem Ausflugsführer „Wandern, Nachdenken und Natur genießen“ zu verzeichnen. Sechs Rundwanderwege zu den Kirchen und Kapellen schlägt das handliche Büchlein vor, das gegen eine kleine Schutzgebühr in den Gästeinformationen und im Tourismusbüro ausliegt. Aufgeführt wird darin auch der Kreuzweg auf dem Kalvarienberg oberhalb Immenstadts.

Sehr alte Andachtsstätte     

Der Kreuzweg, der hoch über der Stadt verläuft und den Leidensweg Jesu Christi von seiner Verurteilung durch den römischen Statthalter in Jerusalem bis zur Kreuzigung auf Golgatha nachempfindet, gilt als einer der ältesten im Land. Zugleich ist er einer der kürzesten. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts schon, so ist im Immenstadter Pfarrhaus zu erfahren, stand auf dem Kalvarienberg eine Andachtsstätte. Sie bildete regelmäßig das Ziel der Prozessionen an Karfreitag. Schon für das Jahr 1703 ist auf dem Kalvarienberg ein feierlicher Gottesdienst mit Predigt festgehalten. Vermutlich wurde dabei die Kalvarienbergkapelle geweiht, die nach einigen Um- und Erweiterungsbauten heute noch immer am selben Platz erhalten ist. 

Wohl ein paar Jahrzehnte später hat der Immenstadter Bildhauer Michael Beisch die monumentale Kreuzigungsgruppe in der Kapelle am Kalvarienberg geschaffen. Aus derselben Werkstatt soll auch die ausgeprägt bäuerlich gestaltete Kreuzigungsgruppe in der Kapelle des Immenstadter Ortsteils Hinterstein-Bruck stammen. 

Die Kalvarienbergkapelle war ursprünglich mit einer halbkreisförmigen, nach Südwesten geöffneten Mauer umgeben. Gut 100 Jahre nach ihrer Errichtung wurde sie mit einem hölzernen Erweiterungsbau geschlossen. Der damals schon vorhandene und direkt auf die Kapelle zulaufende Kreuzweg soll nach der Überlieferung zunächst nur aus sieben Stationen bestanden haben. Erst in den nachfolgenden Jahrzehnten ist er nach und nach auf die heute übliche Anzahl von 14 Bildsäulen erweitert worden. Sie tragen Reliefs aus Majolika.

Aus der gut 700 Meter hoch gelegenen Stadtmitte hinaus zum Kreuz-
weg den Kalvarienberg hinaufzusteigen verlangt einige körperliche Gewandtheit. Gut 100 Meter Höhenunterschied sind auf kurzem Weg zu überwinden. Vom Parkhaus 1
am St. Nikolaus-Platz geht der Wanderer die Schützenstraße längs und biegt bald nach rechts in die Gerbergasse ein. Nach der Brücke über die Ach geht er kurz rechts auf der Straße „An der Ach“. Bald darauf zieht links der recht steile Pfad zum Kalvarienberg hinauf. 

Nach Überqueren der Otto-
Keck-Straße ist der von einer Lindenallee begleitete Stationenweg erreicht. Ungeeignet ist die Wanderroute für Rollstuhlfahrer, Rollatornutzer oder Eltern mit Kinderwagen. Ihnen empfiehlt sich die Fahrt mit dem Auto oder dem öffentlichen Bus stadtauswärts auf der Kemptener Straße und der Kalvarienbergstraße zur Kalvarienbergkapelle. Von dort ist der Kreuzweg bald gefunden.

Gerrit-R. Ranft

12.11.2023 - Bistum Augsburg